Auf Abruf im Einsatz
Herbert Margreitter ist auf bewundernswerte Art und Weise als Hospizbegleiter, Heimseelsorger und beim Kriseninterventionsteam für seine Mitmenschen da.
Wo Menschen Hilfe benötigen, sei es am Ende ihres Lebens im Heim, zu Hause, im Krankenhaus oder sei es nach dem tragischen Verlust eines Angehörigen, ist Herbert Margreitter zur Stelle, wenn sein Handy ihn zu einem Einsatz ruft.
Als Sohn eines Mesmer-Ehepaars bekam Herbert Margreitter schon als Kind Werte wie Glaube oder Nächstenliebe mit. Der Automechaniker hatte keine eigene Familie, denn er sah seine Aufgabe in der Betreuung seiner Mutter. Seine Pension gefällt ihm sehr, aber er hat nun viel mehr Arbeit als vorher: in der Heim- und Hospizseelsorge sowie im Kriseninterventionsteam (KIT).
Als Hospiz Vorarlberg in Bludenz vorgestellt wurde, hatte er sein Aha-Erlebnis. Nach dem Vortrag kamen die Interessierten noch ins Gespräch und er dachte: „Mein Gott! So viele ältere Leute sind allein und das passt mir nicht.“ Nach der Ausbildung kamen dann die ersten Aufträge.
GOTT UND DIE WELT
Was er mit den Leuten bespricht, kann er nicht im Vorhinein sagen: „über den Garten, das Wetter oder die Welt, aber nie über andere Leute.“ Und weiter: „Wir können eine halbe Stunde über Gott und die Welt reden, ohne dass ein Name über einen Nachbarn oder über irgendjemanden fällt.“ Nachher ist die Reaktion oft: „Ah, das war so schön.“
ZUHÖREN UND DA SEIN
Manchmal hört er einfach nur zu. Schwerkranke im Krankenhaus sind fremde Leute. Die einen sagen: „Ah, das ist gut, dass einmal jemand kommt, den ich nicht kenne. Da kann ich freier sprechen.“ Andere haben ein bisschen Bedenken. Zudem sei es für die alten, kranken Leute anstrengend, wenn sie mit jemandem ständig sprechen müssen. Man könne sich dazusetzen, dann seien sie nicht alleine. Manche würden immer wieder die Augen öffnen, um zu überprüfen, ob sie wirklich nicht allein sind. Er erläutert: „Allein das Dasitzen ist schon schön. Die Leute fühlen sich ein bisschen aufgehoben, wenn jemand da ist.“
GEBETSHILFE
Manche Leute wünschen, dass man mit ihnen betet. Eine Dame traute sich aber beim ersten Mal nicht, es zu sagen, obwohl der Rosenkranz auf dem Tisch lag. Die Frage nach gemeinsamem Gebet verneinte sie. Nach Wochen war die Zeit dann reif. Später lag eine Litanei auf dem Nachtkästchen. Er wusste: „Das ist meine Aufgabe.“ Wenn Margreitter zu Besuch kam, rief die Frau: „Meine Bethilfe kommt.“ An einem Heiligen Abend wollte er noch diese Patientin besuchen. Als die Schwester ihn sah, meinte sie lachend: „Ich glaube, heute ist nicht gut für dich. Sie will drei Rosenkränze beten!“ Das ganze „Pensum“ ging sich dann sogar aus. Die Dame strahlte über das ganze Gesicht. Mit dem Rosenkranz sprang der Heimseelsorger einmal in die Bresche, als in der Coronazeit weder Pater noch Mesmerin zum Gottesdienst kommen durften. Um solche Situationen künftig zu vermeiden, ließ sich Herbert Margreitter zum Wortgottesdienstleiter ausbilden. Es sei einfach schön, wenn man Leuten mit relativ wenig eine Freude machen könne: „Das sind einfach tolle Momente.“
Wenn die Leute bettlägerig sind, wollen viele eine Hand halten. Das spürt der Hospizbegleiter, er erfährt es vom Personal oder kann es durch einen leichten Kontakt an der Hand herausfinden.
KRISENINTERVENTION
Der Heim- und Hospizseelsorger ist zudem Teil des Kriseninterventionsteams (KIT). Herbert Margreitter erzählt von einer Familie, in der der Sohn tödlich verunglückt war. Man habe lange gesprochen. Dann seien Schulfreunde des Verstorbenen dazugekommen und hätten die schönen Dinge aus dem Leben des Sohnes erzählt, welche die Mutter noch nicht wusste. Man habe sogar zusammen gelacht.
Nach getaner Arbeit bespricht sich das Einsatzteam. Wenn sie merken, dass sie den Leuten helfen konnten, sei das eine große Befriedigung. Und seine Arbeit sei heute noch „eine wunderschöne Sache“.
SR m. Anastasia franz
Infozeile
Hospiz Österreich: www.hospiz.at, Krisenintervention Vorarlberg: www.kit-vorarlberg.at